Ich habe mir ja vor gut einem Monat privat einen UM3E angeschafft und nach gut einem Monat voller Testdrucke bin ich jetzt auf die erste steile Lernkurve mit Filament grinding und Under extrusion gestossen. Dem auf den Grund zu gehen hat mich das ganze Wochenende beschaeftigt, von daher dachte ich, ich teile hier mal meine (geringe) Erfahrung.
Angefangen hat es damit, dass ich mein erstes Projekt ueber Nacht drucken wollte mit einer Druckdauer von etwa 10 Stunden. Nach zwei Stunden sah das vorlaeufige Resultat auf dem Druckbett jedoch so aus:
Und das Filament in der Bowden Tube kurz hinter dem Feeder so:
Ich habe dann angefangen zu recherchieren, was die Ursachen dafuer sein koennten und relativ schnell bemerkt, dass die Foren voll sind mit Threads zu Under extrusion und Filament grinding. Hilfreich zum Eingrenzen war hier der Visual Ultimaker Troubleshooting Guide von 3DVerkstan.se.
Nachdem ich mich da ein bisschen belesen habe, bin ich dann den Guides auf ultimaker.com gefolgt, u.a. Material is ground down by the feeder und How to fix under extrusion. Erst dachte ich, das koennte mit der Federspannung im Feeder zusammenhaengen, aber zwei Testdrucke spaeter mit verschiedenen Einstellungen stand dann fest, dass es das nicht gewesen ist. Der zweite Guide hatte auch keine Anweisungen zum UM3E, vielleicht haette mich das schon stutzig machen sollen.
Das naechste, was ich dann gemacht habe, ist das Filament zu wechseln. Die Raumluft hier oben ist zwar trocken und das Filament sah meiner unerfahrenen Meinung nach auch gut aus, aber irgendwas musste ich ja tun.
Ein paar Testdrucke spaeter mit verschiedenen Einstellungen, u.a. auch verringerter Druckgeschwindigkeit, musste ich akzeptieren, dass das Filament zu wechseln auch keine Verbesserung gebracht hat.
Ich bin dann dazu uebergegangen mich nochmal mehr auf den Feeder zu konzentrieren.
Also den Feeder abgebaut und aufgeschraubt und siehe da, da waren lauter kleine Spaehne vom Filament:
Den Feeder habe ich daraufhin gruendlich gereinigt, aber auch der naechste Testdruck schlug nach ca. zwei Stunden wieder fehl.
Nach einer zweiten Reinigungsaktion dann ein Erfolgserlebnis! Der naechste Druck ueber Nacht verlief erfolgreich.
Gut, die Ueberhaenge (nicht im Bild erkennbar) sind nicht so schoen geworden, wie ich mir erhofft hatte, aber das Ergebnis war insgesamt akzeptabel.
Dumm nur, dass der naechste Druck dann wieder fehlschlug.
Ich bin daraufhin dazu uebergegangen mich auf den Print Core zu konzentrieren. Zwar habe ich bislang nur mit PLA gedruckt, aber ich dachte mir, evtl. verstopfen ja Rueckstaende die Duese. Ich habe den AA 0.4mm Print core dann nach dem Manual gruendlich gereinigt und sowohl mehrere Hot als auch Cold pulls gemacht. Das Ergebnis jedoch wieder ernuechternd: Die Pulls sahen alle recht gut aus und das Problem blieb auch bestehen. Auch der Austausch des gesamten Print cores hat zu keiner Verbesserung gefuehrt.
… und dann ging mir so langsam endlich ein Licht auf.
Aus Gesundheitsbedenken habe ich mit dem UM3E auch gleich ein Cover inklusive Fronttuer gekauft. Und eben jenes habe ich vor dem ersten laengeren Druck nach dem Zusammenloeten von Luefter und Netzteil montiert. Dadurch, dass ich bislang bei jedem Druck die Fronttuer benutzt hatte, habe ich mir dabei nichts weiter gedacht.
Ein Irrtum, wie mir jetzt scheint. Denn, nachdem ich das Cover wieder abgenommen und fuer gute Durchlueftung im Raum gesorgt hatte, sind die Probleme mit der Under extrusion und dem damit verbundenen Filament grinding wieder weg.
Die letzten drei Drucktests verliefen problemlos, und mein derzeitiger Druck, der ueber Nacht gehen wird, macht bislang auch keine Probleme.
Meine Vermutung ist, dass die derzeitige Wetterlage (30 Grad ±5) und die damit verbundene Hitze hier im Raum plus dem Cover die Probleme mit der Under extrusion ausgeloest haben; entweder am Print core oder in der Naehe des Feeders.
Bei Ersterem koennte ich mir vorstellen, dass die Luefter am Print Core selbst und der des Covers am Tage die entstandene Abwaerme nicht ausreichend abtransportieren konnten und das Filament schon weit vor der Duese weich geworden ist und dann der Vortrieb fehlte. Das wuerde auch erklaeren, warum der eine Druck zwischendurch, welcher ueber Nacht erfolgte und damit bei geringeren Temperaturen, erfolgreich verlaufen ist. Bei letzterem koennte ich mir vorstellen, dass das Material zu weich geworden ist, und der Feeder das Filament nicht mehr korrekt „greifen“ konnte und dann angefangen hat dieses zu deformieren.
Hundertprozentig sicher kann ich nicht sagen, woran es abschliessend gelegen hat, beides erscheint mir plausibel.
Die Moral von der Geschichte fuer mich persoenlich ist jedoch (wie so haeufig):
Bevor man beginnt, sich auf Ursachenforschung zu begeben, erst einmal die simplen Dinge abhaken und evaluieren, ob sich die Rahmenbedingungen geaendert haben. Hat man den Drucker modifiziert? Haben sich was im Umfeld des Druckers geaendert? Und erst dann weitersuchen, wenn man die beiden Fragen verneinen kann.